Im Jahr 2000 startete am Pestalozzi-Fröbel-Haus die Early-Excellence-Initiative. Dieser Ansatz zeichnet sich durch die Verbindung bestmöglicher kindlicher Förderung und familienunterstützender Angebote aus. Heute ist Early Excellence ein bundesweit geschätzter und akzeptierter Ansatz. Auch, weil sich in den nun zurückliegenden 22 Jahren der Blick auf Kind und Familie in unserer Gesellschaft sehr gewandelt hat. Ich freue mich, Teil dieser Veränderung zu sein und in diesem Zusammenhang ein Grußwort zur Eröffnung der Fachtagung am Pestalozzi-Fröbel-Haus zu halten:
Grußwort zum Jubiläum „22 Jahre Early Excellence – Bildung braucht Raum “
“Guten Abend meine Damen und Herren,
ich freue mich, dass ich heute Abend die Festrede zu diesem schönen Anlass halten darf. Vielen Dank für die Einladung. Und ich möchte ganz herzlich gratulieren. Zu „22 Jahren Early Excellence“. 22 Jahre, in denen sich der Blick auf Kinder, Eltern, Familien, pädagogische Fachkräfte sehr gewandelt hat. Weg von der Institution hin zum Kind und seiner Familie. Immer mit dem Ziel, Bildungsungerechtigkeit abzubauen und Bildungschancen zu erhöhen. Dies entspricht ganz dem politischen Ziel, dem ich mich persönlich auch verpflichtet fühle. Eine Entwicklung, die mit einem Pilotprojekt am Pestalozzi-Fröbel-Haus zum Early Excellence Ansatz begann und zunächst nur eine ganze Kita umkrempelte.
Mir begegnete Early Excellence zuerst vor vielen Jahren politisch – in meiner Arbeit im Jugendhilfeausschuss in Friedrichshain-Kreuzberg. Zu der Zeit entschloss sich der Bezirk, der frühkindlichen Bildung und der Familienförderung ein besonderes Augenmerk zu widmen. Und zwar fachlich UND finanziell.
Early Excellence begegnete mir also schon zu Beginn meiner politischen Arbeit. Es begleitete mich und begegnete mir dann als Vorstand eines kleinen Familienzentrums als Träger von drei kleinen Kitas. Und nicht zuletzt als Mutter von – bis vor einigen Jahren – zwei Kitakindern. Ab 2011 habe ich diesen Ansatz dann auch mit auf die politische Landesebene genommen.
Der Early Excellence-Ansatz ist eine Haltung und geht einher mit dem Blick für Stärken und Potentiale, Kooperation, Kommunikation, Offenheit, Lernen und immer wieder Wertschätzung – gegenüber den Kindern, den Eltern und den pädagogischen Fachkräften. Ein Ansatz, den ich mir auch für andere Institutionen, in denen unsere Kinder aufwachsen, wie etwa die öffentliche Berliner Schule, wünschen würde.
Ich bin auch dem Pestalozzi-Fröbel-Haus schon seit vielen Jahren eng verbunden, seit 2011 begleite ich die Entwicklung als Mitglied des Kuratoriums des PFH, vorher auf kommunaler Ebene. Ich versuche, Erfahrungen aus verschiedenen Welten zu verbinden, meine Arbeit als Familien- und Bildungspolitikerin, als Familienrechtsanwältin und Verfahrensbeiständin, als ehrenamtlich in der Jugendhilfe Tätige und auch als Mutter. Das sind vielfältige Perspektiven, um die strukturellen Probleme zu erkennen. Es sind insbesondere diese, häufig komplexen Probleme, bei deren Versuch sie zu lösen, ich mich mit meiner politischen Arbeit für Kinder und ihre Familien einbringe.
Oft sind es Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen/ Hilfesystemen, die nicht funktionieren. Ein erfolgreiches Beispiel für diese Verbindung ist die Errichtung der VK KiJu, die ich über viele Jahre vorangetrieben habe. Ich nehme das Wissen aus den verschiedenen Welten mit und versuche, mit vielen anderen Akteuren Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. So, wie sie alle versuchen, das Beste für die Ihnen anvertrauten Kinder und deren Familien zu entwickeln.
Was hat sich verändert?
Familienpolitik, wie wir sie heute verstehen, mit einem positiven Blick auf Familien mit Kindern, war nur wenig ausgeprägt, Eltern waren noch nicht als die wichtigste Partner*innen der Bildungsinstitutionen erkannt. Orte oder niedrigschwellige Angebote, wie etwa Familienzentren, an und in denen Eltern zusammenkommen und sich über ihr Elternsein austauschen konnten, waren kaum vorhanden. Es gab kaum Konzepte, kein Geld und wenig Fachkräfte. Die Stadt, ihre Infrastruktur und das Fachpersonal sollten und mussten sich zusammensparen. Diese verheerenden Folgen einer falschen Politik spüren wir auch 20 Jahre später immer noch ganz stark. Überzählige Kitas und Schulen wurden abgerissen, öffentliche Gebäude und Grundstücke wurden meistbietend billig verkauft, Personalstellen und Angebote gestrichen, neues Fachpersonal konnte jahrelang nur unter größten Erschwernissen und nur in geringstem Umfang eingestellt werden. Politische Fehler, die auf keinen Fall wieder passieren dürfen.
Aber trotz dieser oder vielleicht wegen dieser schwierigen Situation gingen Handelnde der frühkindlichen Bildung neu Wege. In einem großen Prozess der Veränderung, der Offenheit und im Austausch mit Fachkräften aus anderen europäischen Ländern startete das PFH die Initiative zum Early Excellence Ansatz.
Zunächst als Modellprojekt im Kinder- und Familienzentrum in der Schillerstraße begonnen, ist Early Excellence ein Ansatz, nach dem heute viele Kitas in Berlin, allen voran in Friedrichshain-Kreuzberg arbeiten. Friedrichshain-Kreuzberg ist ein Bezirk mit vielfältigen und heterogenen Familien, aber auch Netzwerken, einem Jugendamt und Trägern, die die besten Chancen für Kinder schaffen wollen. In einem Bezirk, in dem Bildungsbenachteiligung und Bildungsnähe so eng beieinander lagen und liegen, ist es umso wichtiger, sich um Bildungschancen für alle zu bemühen. Der Early Excellence-Ansatz ist deswegen so geeignet, weil er die pädagogischen Fachkräfte und die Eltern dazu bringt, auf die Stärken und Potentiale der Kinder zu schauen, sie dahingehend zu unterstützen und zu fördern. Außerdem bringt diese Sichtweise einen permanenten Austausch der pädagogischen Fachkräfte mit den Eltern mit sich.
Das gilt in gleichem Maße für die tägliche Kommunikation im Team und eine so stetig lernende Gemeinschaft. Ich kann ihnen bestätigen, dass es funktioniert, denn – wie schon gesagt – meine beiden Kinder sind ebenfalls in eine Kita gegangen, die nach dem Early Excellence Ansatz arbeitet. Ich habe die regelmäßigen Entwicklungsgespräche und unseren gemeinsamen Blick auf die Stärken meiner Jungs immer sehr geschätzt. Aus der Kita sind selbstbewusste Kinder, die wussten, was sie können, in die Schule gestartet. Dort zeigte sich dann leider oft ein anderes Bild.
Doch es reichte nicht, nur die Kitas umzukrempeln. Auch die Verwaltung, in dem Fall das bezirkliche Jugendamt musste seine Perspektive ändern, und hat Ansätze des Early Excellence Ansatzes in seine Arbeits- und Denkweise übernommen. So entstanden Strukturen und Kommunikationswege, die kinder- und familienbezogen auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst reagieren konnten. Ein bekannter politischer Name ist mit diesem Projekt verbunden: Es war Monika Herrmann, vormals grüne Bürgermeisterin in Friedrichshain-Kreuzberg. Sie hat ab 2006 als Stadträtin für Jugend und Familie mit ihrem Team aus dem Jugendamt der bezirklichen Jugendhilfe den Bereich der Familienförderung ausgebaut. Sie hat das Thema gleichzeitig zu einem Schwerpunkt ihres politischen Handelns als zuständige Stadträtin gemacht. Der Bezirk hat Stück für Stück die Finanzen in die Hand genommen und in jedem Sozialraum die adäquate entsprechende Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Der Schwerpunkt liegt hier seit vielen Jahren auf einer präventiven Arbeit in der Jugendhilfe und in der Stärkung der Familien.
Für all diese Veränderungen braucht man Raum. Bildung braucht Raum.
- Freiräume – im Kopf, die ermöglichen, Ideen zu finden, sie zu entwickeln, sich über „das haben wir schon immer so gemacht“ hinwegzusetzen.
- Freiräume – im Laufe des Arbeitstages für die Mitarbeiter*innen in der Kita, der Schule, in einem Familienzentrum, in einer sonstigen Einrichtung der Jugendhilfe, in denen Ideen entstehen können, Prozesse neu entwickelt werden können, miteinander gesprochen, sich ausgetauscht werden kann.
- Raum ist der vierte Pädagoge – Kinder und Jugendliche brauchen Raum zum Spielen, Lernen, Entdecken, miteinander sein.
- Raum ist aber auch immer außerhalb der Einrichtung.
Das politische Ziel der rot-grün-roten Koalition ist es, die jeweilige Einrichtung, Bildungseinrichtung, mit ihrer Außenwelt besser zu vernetzen. Es geht um die Förderung einer familienfreundlichen Infrastruktur im Sozialraum z.B. durch Etablierung von Bildungsangeboten für die ganze Familie sowie die Öffnung und Vernetzung mit anderen Institutionen, die für Familien wichtig und hilfreich sind. Deswegen haben wir uns in der Koalition darauf verständigt, dass wir die außerschulischen Partner*innen im Sozialraum stärker miteinander vernetzen. Jugendverkehrsschulen, Jugendkunstschulen, Gartenarbeitsschulen – es gibt viel Infrastruktur.
Gesetzlich haben wir das in seiner fachlichen Ausgestaltung deutschlandweit einzigartige Familienfördergesetz und das Jugendfördergesetz geschaffen, Finanzen aufgestockt. Aber wir sind noch lange nicht fertig. Eine gute familienfördernde Struktur und Arbeitsweise aller am Bildungsprozess eines Kindes beteiligten Institutionen und Träger zu schaffen, ist ein jahrelanger Prozess. Wir stehen mit Blick auf die ganze Stadt aus meiner Sicht noch eher am Beginn der Arbeit.
Ich bin auch für einen wesentlichen Teil der Schulpolitik mit verantwortlich. Und hier ist in Bezug auf Ansätze wie Early Excellenz, also einen positiven Blick auf Kinder und ihre Familien mit ihren Stärken zu haben, noch viel zu tun.
Für die Stärkung des ganztägigen Lernens in unseren Schulen und Kitas benötigen wir eine gute Abstimmung mit den Bezirken und dem Bund, so dass Aktivitäten in die Schule verlagert werden können – z.B. der Flohmarkt der Nachbarschaft auf den Schulhof.
Die Turnhalle könnte in der Zeit, in der kein Schulsport darin stattfindet vom Sportkurs des Familienzentrums genutzt werden und zwar kostenfrei, nicht wie jetzt gegen Mietzahlungen. Im Gegenzug gehen die Kinder und Jugendlichen während ihres Schultages an außerschulische Lernorte wie Museen, Wald, Werkstätten, Jugend- und Freizeiteinrichtungen, die während der Schulzeit sonst nicht genutzt werden. Insbesondere in der aktuellen Zeit, in der die Klassen sehr voll sind, die Kinder und Jugendlichen durch Pandemie und Dauerkrisen belastet sind, ihnen vielfach Konzentration und Stillsitzen schwerfallen, sind Lernimpulse außerhalb des Klassenzimmers eine große Unterstützung.
Die Koalition hat auch durch die Schwerpunktsetzungen in den Haushaltsberatungen die Familien gestärkt: so bekommen die Erziehungs- und Familienberatungsstellen in 2022 1,3 Millionen Euro mehr. In 2023 werden sogar 4 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Noch einmal 4 Millionen Euro haben wir eingestellt, um die Folgen der Pandemie aufzufangen.
Wir unterstützen die Durchführung von Familienfahrten und die Familienerholung, aber geben auch Hilfestellung für die Bewältigung des Alltags. Natur- und Werkpädagogik, die hier am Pestalozzi-Fröbel-Haus angesiedelt ist, haben wir als alternative Lernform gestärkt.
Ein Punkt, der in der Kita ganz gut funktioniert, nach dem Übergang in die Schule aber nahezu wegfällt, ist die Elternbegleitung an Grundschulen. Im Rahmen des Landesprogramms Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen wird das seit 2020 etablierte Projekt Elternbegleitung an Grundschulen weitergeführt. Mit 600.000 Euro wird es in Neukölln und Spandau an besonders von Armut geprägten Grundschulen gefördert. Am vergangenen Freitag konnte ich mir in Spandau einen Eindruck davon verschaffen, wie positiv dieses Modellprojekt umgesetzt wird.
Daher ist für mich die nächste Herausforderung, diesen und weitere Ansätze von Elternempowerment weiter auszubauen. Auch hier ist das oberste Ziel die Ausgleichung von Nachteilen von Kindern und Jugendlichen durch ihre Herkunft und die Schaffung von Chancengerechtigkeit, indem Eltern beim Eintritt in das Schulsystem begleitet werden.
Was wir in Berlin aber auch haben ist bundesweit einmalig – wir haben ein Familienfördergesetz.
All die bisher gesagten Punkte und einzelnen Sichtweisen bilden die Grundlage für das von mir schon erwähnte Berliner Familienfördergesetz, der politische Schwerpunkt meiner Arbeit der letzten Legislatur.
Das Familienfördergesetz haben wir im Juni 2021 im Parlament verabschiedet, es ist in Kraft getreten. In einem breiten Beteiligungsverfahren, hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie einen Entwurf ins Parlament eingebracht. In den nun verabschiedeten Entwurf haben viele Ideen aus der Berliner Praxis Eingang gefunden. Das Wichtigste aber ist, dass es kein Gesetz ist, das an den Defiziten ansetzt, und da schließt sich der Kreis zum Early Excellence Ansatz. Es ist ein Gesetz, dass Förderung, Beratung und Unterstützung für alle Familien vorsieht, nicht erst ansetzt, wenn Familien in der Krise stecken. Es soll vielmehr Familien unterstützen, im besten Fall gar nicht erst im Krisenmodus anzukommen. Das Ziel des Gesetzes ist es, in allen Bezirken eine familienunterstützende Infrastruktur zu schaffen, wie z.B. die Familienservicebüros. Wir brauchen in allen Bezirken gute Angebote, die für die Familien in allen Entwicklungsphasen des Aufwachsens vorgehalten werden.
Wir wollen das Zusammenspiel zwischen den Strukturen vor Ort und dem Handeln von Politik und Verwaltung. Denn allein das Gesetz schafft nicht die Strukturen, aber es ist die Grundlage und Verpflichtung der in Politik und Exekutive Handelnden, diese Struktur sich in der Stadt entwickeln zu lassen und sie auszubauen. Ja und es kostet Geld, der erste Schritt ist getan.
Mehr als sieben Jahre fachpolitischer und politischer Arbeit lagen bei der Verabschiedung dieses bisher einmaligen Gesetzes hinter uns, und sehr viel Arbeit liegt noch vor uns.
Was sehen wir?
In den letzten zwei Jahrzehnten haben viele engagierte Menschen – die auch heute hier sind – durch ihren Einsatz dazu beigetragen, dass wir heute hier stehen und feiern können. Es gibt auch Personen, die viel getan haben, aber leider nicht mehr dabei sind, wie etwa Katinka Beber. Auch für sie feiern wir mit. Wir feiern die Offenheit, sich auf Neues einzulassen. Die Fähigkeit, Kinder und Familien mit ihren Stärken und Potentialen zu sehen. Sich einzulassen auf ein Gemeinsam mit den Eltern, um das Wichtigste zu fördern: die Bildungschancen für alle Kinder zu verbessern, losgelöst von ihrer Herkunft, ermöglicht durch die Perspektive, dass grundsätzlich alles möglich ist, und Kinder und ihre Familien ihr jeweils eigenes Potential dafür mitbringen.
Wir haben in den letzten 22 Jahren ein Bildungsprogamm für Kitas in Berlin aufgesetzt, in dem es um die Qualität in der frühkindlichen Bildung geht, um die Gestaltung von Übergängen und die Begleitung von sensiblen Lebensphasen. Spätestens in der 2. Überarbeitung im Jahr 2014 liegt die Betonung auf Gemeinsam, Offenheit, Kommunikation, Transparenz gegenüber den Familien, die hinter dem Kind stehen. Denn kein Kind kommt ohne seine Variante von Familie in die Schule oder Kita. Ein Bildungsprogramm für den Ganztag konnten wir verpflichtend auch im Schulgesetz verankern.
Wie sehr Sprache unser Handeln bestimmt und damit unsere Aufmerksamkeit lenkt, zeigt sich auch hier: Erst seit Dezember 2016 mit Beginn der 18. Legislatur wurde im Namen der Senatsverwaltung die Familie verankert. Sie heißt seitdem „Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und FAMILIE“. Damit erkennt auch die Verwaltung an, dass Familien DER Bildungsort für Kinder sind, und dass Eltern DIE Experten ihrer Kinder sind. Die Bereiche Bildung und Jugend wiederum sollen ausgleichen, was die Kinder auf der Grundlage ihrer Zugehörigkeit zu einer Familie mitbringen, das gilt im Guten wie im Schlechten.
Die Familien in unserer Stadt mit unseren Kindern und Jugendlichen haben viel Energie in den Jahren der Pandemie und Dauerkrisen verloren, Konflikte haben sich verstärkt, Erschöpfung und Zukunftsangst haben zugenommen. Um sie zu stabilisieren brauchen sie verlässliche Beratungs- und Unterstützungsangebote, Erholungsreisen, Orte, an denen sie einfach sein können, ohne Leistung erbringen zu müssen oder den Mindeststandards entsprechend vermessen zu werden.
Wir feiern, und es ist gewissermaßen auch ein Geburtstag und an Geburtstagen geht es um Wünsche:
ich wünsche mir, dass
Wir auf der guten Grundlage von Konzepten, Prozessen, Schwerpunktsetzungen der letzten 22 Jahre weiter für die Senkung von Bildungsbenachteiligung und für die Steigerung von Bildungschancen kämpfen. Das Ziel muss sein, dass Kinder und Jugendliche ausreichend Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben im Laufe ihrer Bildungsbiographie erwerben, die Zahl derjenigen ohne einen Abschluss endlich sinkt. Bildung braucht Raum: Die Verbindung in den Sozialraum, tatsächliche Räume, Freiraum – im Denken und in der Zeit.
Was ich mir außerdem wünsche, und das kommt aus meiner anwaltlichen Praxis, in der ich sehr viel mit dem System der Jugendhilfe zu tun habe: eine größere Offenheit im Bereich Schule – einen größeren Freiraum für die Kinder, anzukommen, sich zu entwickeln, ihre Stärken auch in der Schule zu erkennen und nutzen zu dürfen. Das Beibehalten des Blicks auf die individuelle Entwicklung der Kinder, vor allem dann, wenn sie sogenannte Sonderpädagogische Bedarfe haben. Mehr und offenere Kommunikation mit den Eltern.
Es wäre gut, wenn sich das System Schule stärker am System Kita und Familienförderung orientieren würde. Es wäre schön, wenn das System Schule auch jedes Kind und jede Familie individuell mit seinen Stärken und Ressourcen sehen würde. Es wäre schön, wenn die gute Arbeit der Fachkräfte und Eltern im frühkindlichen Bereich nicht von dem Wunsch nach Konformität und Funktionieren in der Schule beeinträchtigt würden, sondern positiv ausgebaut. Über die erfolgreiche Umsetzung und Weiterentwicklung eines Early Excellence-Ansatzes in der Schule sprechen wir dann vielleicht beim nächsten Jubiläum. Ich würde gern daran mitarbeiten. Und nun wünsche ich Ihnen einen schönen Abend und viele gute Gespräche. Vielen Dank.”