Pressemitteilung: Kein Raum für sexuelle Gewalt in sozialen und medizinischen Einrichtungen

Anja Kofbinger (Frauenpolitische Sprecherin) und Marianne Burkert-Eulitz (Sprecherin für Kinder, Jugend und Familie) erklären zu den aktuellen Missbrauchsvorfällen in der Charité:

Wir sind sehr betroffen, dass es immer wieder zu sexuellen Gewaltübergriffen bei Kinder und Jugendlichen – – wie hier in medizinischen Institutionen kommt. Dies ist aber nur die Spitze eines Eisberges, die nicht nur in Kliniken wie der Charité geschehen. In unserem Sozial- und Gesundheitssystem gibt es eine große Schutzlücke. Hilfebedürftige Menschen, die Schwächsten unserer Gesellschaft werden immer wieder durch solche verachtenswerten Übergriffe schwer verletzt und traumatisiert. Betroffen sind Kinder und Jugendliche, Pflegebedürftige, aber auch behinderte Menschen, die in sozialen und medizinischen Institutionen betreut und gepflegt werden.

Die jahrelange Debatte und die politischen und rechtlichen Veränderungen im Bereich des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen in Jugendhilfeeinrichtungen und Bildungseinrichtungen scheinen vor allem an den medizinischen Einrichtungen dieser Stadt Berlin ohne Folgen vorbei gegangen zu sein. Es gilt die Risikofaktoren zu ermitteln und abzubauen. Es ist Zeit zu handeln, sofort. Die Aufklärung des aktuellen Falles kann dabei nur ein Anfang sein.

Wir fordern eine breite Debatte, Aufklärung und den Aufbau eines Schutzsystems. Aus unserer Sicht gehört ein erweitertes Führungszeugnis für alle MitarbeiterInnen in den Institutionen ebenso dazu, wie verbindliche Fortbildung für alle vom Hausmeister bis zur Chefärztin. Die medizinischen und sozialen Organisationen müssen sich damit auseinander setzen, was die sexuelle Gewalt ausgeübt durch einen Einzelnen, mit ihnen zu tun hat. Die Auseinandersetzung mit dem Themen muss immer wieder aufs Neue erfolgen. Die Schutzkonzepte müssen regelmäßig überprüft und überarbeitet werden. Alle Einrichtungen brauchen Beschwerde- und Aufdeckungswege für die Betroffenen, Angehörigen und MitarbeiterInnen.

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