Am 9. August 2019 hatte ich die Gelegenheit, die Feuerwache Friedrichshain in der Rüdersdorfer Straße zu besuchen. Wachleiter O. Drudowsky und seine Kolleg*innen haben mich durch ihr Haus geführt und mir ausführlich über ihre Arbeit berichtet.
Die Feuerwache Friedrichshain hat die meisten Alarme Berlins. 2018 wurden 25.277 Einsätze gezählt. Den Schwerpunkt bilden dabei deutlich die nächtlichen Rettungswagen-Einsätze. Die Feuerwehr erklärt das damit, dass Friedrichshain-Kreuzberg als Tourist*innen-Magnet besonders in den späten Stunden feierfreudiges Publikum anzieht. Damit vermeldet sie auch mehr potenzielle Verletzte als am Tage.
Bemerkenswert ist, dass die Feuerwache Friedrichshain im Jahr 2018 den niedrigsten Krankenstand aller Berliner Feuerwachen hatte, und das trotz einer vergleichsweise starken Unterbesetzung. Der Fehlbedarf an Kräften behindert aktuell auch vielfach eine familienfreundlichere Gestaltung des Berufes. Es gilt also, hier stärker nachzusteuern.
Die Nachwuchssituation könnte zwar schlechter sein, aber auch besser. Es gibt viele geeignete Bewerber*innen, jedoch ist momentan nicht absehbar, ob damit die große Pensionierungswelle der kommenden 10-15 Jahre ausreichend aufgefangen werden kann.
Eine Tätigkeit bei der Feuerwehr ist nach wie vor eine klassische Männerdomäne: nur knapp 10% der Kolleg*innen sind Frauen*.
Unbefriedigende räumliche Situation trifft auf gute Geräteausstattung
Die FW Friedrichshain hat vor allem bauliche Probleme. Es fehlen sowohl Büros, wie auch Aufenthalts- und Lagerräume. Das Gebäude in der Rüdersdorfer Straße wurde 1953 errichtet, steht unter Denkmalschutz und ist teils seit dem Bau nicht mehr saniert worden, anderenteils zuletzt Anfang der 1990er Jahre.
Auch wenn einige Baumaßnahmen bei der Feuerwehr mittlerweile angestoßen werden konnten, ist die räumliche Situation allerdings weiterhin angespannt. Beispielsweise gibt es nur einen großen Umkleide- bzw. Spindraum: die Spinde befinden sich im ehemaligen Auditorium des Gebäudes. Dieses steht unter Denkmalschutz und darf nicht an seiner Inneneinrichtung verändert werden. So wirkte die Station dort auf unserem Rundgang wie ein Halt in einem Provisorium, welches jedoch eine Dauerlösung ist.
Die Geräteausstattung ist gut – neue Fahrzeuge sind derzeit in der Anschaffung begriffen. Mein persönlicher Höhepunkt der Führung war eine Aussichtsfahrt mit der Drehleiter. Zwei Kollegen fuhren mich im Fahrkorb der Drehleiter in eine luftige Höhe von 27 Metern über dem Boden. So offenbarte sich mir eine völlig neue, weite Aussicht über meinen Wahlkreis in all seiner Schönheit.
Engagement verdient Anerkennung und Unterstützung
In der Feuerwache Friedrichshain habe ich viele engagierte und motivierte Menschen kennengelernt, die ihre Arbeit lieben und, im wahrsten Sinne des Wortes, für sie brennen – trotz einiger Widrigkeiten. Dafür gebührt den Kolleg*innen mein Dank und großer Respekt für ihren Einsatz.
Die rot-rot-grüne Koalition hat seit 2017 bereits einiges für bessere Arbeitsbedingungen bei den Feuerwehren angestoßen: Feuerwehrkräfte werden wieder befördert, die Feuerwehrzulage wurde erhöht und die Dienstzeit um 4 Stunden reduziert. Gleichzeitig werden mit dem Doppelhaushalt für 2020/2021 insgesamt 404 neue Stellen bei der Berliner Feuerwehr geschaffen und weitere Gebäudesanierungen vorangebracht. Schließlich wurden seit 2018 bereits 84 neue Fahrzeuge angeschafft und weitere 114 werden in den kommenden zwei Jahren folgen.
Das alles soll Ausdruck unserer Anerkennung für die unverzichtbare Arbeit und den unermüdlichen Einsatz der Kolleg*innen sein.