Im Land Berlin gibt es seit 2010 die Möglichkeit über eine Nicht-SchülerInnen-Prüfung einen Abschluss als ErzieherIn zu erwerben, ohne vorher eine Ausbildung zum/zur ErzieherIn hinter sich gebracht zu haben. Vier Jahre nach der Einführung fragte ich nun den Senat, wie die Erfahrungen mit dem Modell sind. Deutlich wird, dass die Zahl der Nicht-SchülerInnen-Prüfungen deutlich zugenommen haben und auch noch einmal von April 2013 zu Oktober 2014 um ein Drittel gestiegen ist. Soweit aus der Antwort des Senats ersichtlich ist, stehen den Fachschulen der Sozialpädagogik keine nach Anzahl der Prüflinge gestaffelte Summe an zusätzlichen Stunden sondern nur eine Pauschalsumme zur Verfügung. Ob bei weiter steigenden Prüfungszahlen diese Summe ausreichen wird, ist mehr als fraglich. Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen der Nicht-SchülerInnen-Prüfungen will der Senat nach eigener Aussage nicht prüfen, da dem Fachkräftemangel so schnell als möglich begegnet werden solle. Da die Bestehensquote der Prüflinge in den vergangenen Jahren zwischen 24 und 42% schwankte, halte ich eine nüchterne Betrachtung von Kosten und Nutzen der Prüfungen allerdings für angebracht. Für mich bleibt die Frage, ob eine solche zweite Struktur, zu einem ErzieherInnenabschluss zu gelangen, nicht lanfristig zu einer Entwertung der klassischen Ausbildung zum/zur ErzieherIn und zu einem Qualitätsverlust des ErzieherInnenberufs führt, vor allem vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die privaten Vorbereitungsseminare keinen staatlichen Qualitätskontrollen unterliegen.
Klar ist auch, dass dem Aufwand für die Abnahme der Prüfungen, nur ein sehr geringer Erfolg der Prüflinge gegenüber steht. Fatal für die Prüflinge ist auch, dass ihnen nach erfolgloser Nachprüfung der Zugang zum Beruf der Erzieherin oder Erziehers unwiderruflich verschlossen bleibt. Nur für eine sehr kleine Zahl von Personen, die bereits über praktische und theoretische profunde Kenntnisse verfügen, war das Instrument der NichtschülerInnenprüfung eigentlich vorgesehen. Als Mittel um erfolgreich Fachkräfte für den Bereich der Jugendhilfe zu gewinnen, hat sich dieses Instrument als untauglich erwiesen. Teilweise dubiose Bildungsinstitute werben mit der Qualifizierung für den ErzieherInnenberuf und der anschließenden NichtschülerInnenprüfung, die zum Teil über Mittel der Arbeitsagenturen finanziert werden. Der Senat sollte alles tun, um diesen Einrichtungen das Wasser abzugraben und den Menschen, die Erzieherin oder Erzieher werden wollen, bessere Zugangschancen eröffnen, zum Beispiel dadurch, dass über die Möglichkeit einer Ausbildungsförderung für diesen Mangelberuf endlich diskutiert wird. Schließlich spart das Land Berlin um die 60 Millionen Euro durch die Reform der BaföG Finanzierung ein, die nun vom Bund getragen werden.
Die komplette Anfrage mit Antwort findet ihr/finden Sie hier.