Pressemitteilung – Familienbeirat: Stadtteilmütter sind ein unverzichtbares Projekt

Auch der Berliner Familienbeirat hat sich für die Stadtteilmütter ausgesprochen. Jetzt müssen Schwarz-Rot und Rot-Schwarz handeln!

Stadtteilmütter sind ein unverzichtbares Projekt – Unterstützung für Familien mit Migrationsgeschichte muss sichergestellt werden!

Der Berliner Beirat für Familienfragen fordert Bund und Land dringend auf, die Finanzierung für das Projekt Stadtteilmütter sicherzustellen. Gleichzeitig lobt der Familienbeirat das Projekt als herausragendes Beispiel gelingender Familienarbeit.

Mit Bestürzung stellt der Berliner Beirat für Familienfragen fest, dass das Projekt Stadtteilmütter, welches erst vor wenigen Tagen sein 10-jähriges Bestehen gefeiert hat, ab November nicht mehr in der bisherigen Breite weitergeführt werden kann. Mit dem Auslaufen des Programms „Bürgerarbeit“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, durch welches die Stadtteilmütter zu einem großen Teil finanziert wer den konnten, fallen zu Ende Oktober allein im Bezirk Neukölln 56 von 110 Stadtteilmütter weg. Zudem schränkte bereits der Wegfall der Möglichkeit der Finanzierung durch AGH (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigungen nach dem SGB II Ende 2013 die Förderung von Stadtteilmüttern in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf erheblich ein.

Die Finanzierung aus weiteren Bundesprogrammen, wie beispielsweise FAV (Förderung von Arbeitsverhältnissen nach §16e SGB II), bzw. Landesprogrammen, wie dem Landesrahmenprogramm Integrationslotsinnen und Integrationslotsen oder den Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt, reichen nicht aus, um alle Stadtteilmütter zu halten.

„In den vergangenen 10 Jahren ist es nicht gelungen, dieses so erfolgreiche Projekt in eine Regelfinanzierung zu überführen. Dabei müssten Senat und Bezirke ein hohes Interesse an der Arbeit der Stadtteilmütter haben. Wie der einmal zeigt sich, dass die fehlende Abstimmung von Bundes- und verschiedenen Landesprogrammen fatale Folgen für Berliner Familien haben kann“ sagt Thomas Härtel, Staatssekretär a.D., Vorsitzender des Berliner Beirats für Familienfragen.

Der Berliner Beirat für Familienfragen unterstreicht die herausragende Bedeutung der Stadtteilmütter für die Arbeit mit und in Familien, insbesondere in Familien mit Migrationsgeschichte, v.a. in Bezug auf
– die positiven Effekte, die das Lernen von Menschen aus dem eigenen soziokulturellen Bezugssystem hervorbringt,
– den aufsuchenden Zugang zu Familien, die sonst nur schwer durch die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe bzw. Familienhilfe erreicht werden,
– die Demokratie- und Partizipationsförderung, die die gute Familienarbeit der Stadtteilmütter leistet, insbesondere vor dem Hintergrund der Verunsicherung von Familien in Berlin auf Grund weltweiter Radikalisierungstendenzen,
– die Unterstützung von Familien, die auf Grund steigender Mieten in andere Stadtgebiete ziehen müssen, in denen sie nicht die bisher gewohnten Unterstützungssysteme vorfinden und durch die Stadtteilmütter auf die dort vorzufindenden Hilfesysteme und –angebote vorbereitet werden,
– die Beschäftigungsförderung für die Stadtteilmütter selbst, indem z.T. ungelernte Frauen den Zugang zu Berufsfeldern wie Sozialassistentin oder Erzieherin finden.

Vor dem Hintergrund der Bedeutung, die das Projekt Stadtteilmütter für viele Berliner Familien, die Stadtteilmütter selbst und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Stadt haben, fordert der Berliner Beirat für Familienfragen auf
– die Bundesebene, insbesondere die Berliner Abgeordneten im Deutschen Bundestag sowie im Rahmen der Gestaltungsmöglichkeiten im Bundesrat, dafür zu sorgen, dass es auch weiterhin möglich bleibt, aus Mitteln der Beschäftigungsförderung soziale und familienorientierte Arbeit wie die der Stadtteilmütter zu finanzieren: Die Stadtteilmütter, welche z.T. recht erfolgreich in Berufe wie Erzieherin oder Sozialassistentin mit dem Schwerpunkt auf interkulturelle Arbeit qualifiziert werden konnten, brauchen nicht weniger, sondern im Gegenteil mehr arbeitsmarktorientierter Beschäftigungsförderung,
– die Landesebene, insbesondere den Berliner Senat sowie das Abgeordnetenhaus Berlin, die Landesprogramme, wie bspw. das Landesrahmenprogramm Integrationslotsinnen und Integrationslotsen auszuweiten, um hierdurch die gute Arbeit der Stadtteilmütter abzusichern.

Der Berliner Beirat für Familienfragen fordert alle Ebenen in Politik und Verwaltung auf, schnell und gemeinsam zu handeln!
Jahrelang erworbene Kompetenzen der Stadtteilmütter sowie das Vertrauen, welches ihnen viele Berliner Familien entgegenbringen, stehen auf dem Spiel!