Gemeinsam mit Gabriele Vonnekold habe ich ein Arbeitspapier geschrieben, dass aufzeigt, wie wir Familien stärken wollen. Das gesamte Papier ist hier zu finden. Einen Ausschnitt finden Sie bereits hier:
Familien sehen sich, besonders in einer Großstadt wie Berlin, wachsenden Herausforderungen gegenüber, wenn es darum geht, für das gesunde Aufwachsen der Kinder Sorge zu tragen. Großstädte sind Ballungsräume, die positive wie negative Aspekte verstärken. Sie bringen Kreativität, kulturelle Vielfalt, wirtschaftliche Kraft und Fortschritt hervor, aber auch Armut, Wohnungsnot und soziale Ausgrenzung, die zu psychischen Problemen, Suchtverhalten und Verwahrlosung führen können. Das Lebensumfeld der Familien ist in der Großstadt weder kindersicher noch kinderfreundlich.
Die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass die Heterogenität der Familienmodelle und Erziehungskonzepte ständig zu- und der Umfang und die Festigkeit von Familiennetzen vor Ort abgenommen haben. Die heute geforderte Mobilität mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und der Notwendigkeit von Ortswechseln, macht es den Menschen schwieriger, Familien- und Freundeskreise zu pflegen. Die Vereinzelung nimmt zu und die Anonymität der großen Stadt macht es nicht leicht, sie zu überwinden. Immer mehr Familien fehlen wichtige Ansprechpartner_innen für ihre Fragen und Sorgen.
Die Ansprüche an eine gute Erziehung können, besonders bei mangelnder Unterstützung, zu Überlastungssituationen führen. Unsicherheit und Überlastung können die positive Unterstützung der Entwicklung eines Kindes behindern und es können Erziehungsprobleme entstehen. Deshalb gewinnt insbesondere die allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie immer mehr an Bedeutung. Präventive Angebote sind dringend notwendig, bevor aus Unsicherheit für die Familien echte Probleme werden, die das gute Aufwachsen ihrer Kinder gefährden uns sie müssen für alle Familien ohne besonderen Aufwand erreichbar sein. Familien brauchen Orte und Ansprechpartner_innen, um sich Rat und Hilfe zu holen, aber auch um sich Netze zu schaffen und andere mit ihren Erfahrungen zu unterstützen.
Die Familienförderung muss offen sein für die unterschiedlichen Modelle, in denen Menschen heute Familie leben. Längst geht es nicht mehr nur um die klassische Vater-Mutter-Kind-Familie. Kinder leben heute mit nur einem Elternteil, in Patchworkfamilien, in Regenbogenfamilien, in Pflegefamilien und manche Kinder erleben dabei neben ihrer Familienform auch noch Umgangseltern. Diese Heterogenität der gelebten Familien erfordert, dass Familienförderung respektvoll und sensibel auf die Erfahrungen und Wünsche der Familien antwortet, ihre Geschichte und ihre kulturellen Hintergründe berücksichtigt. Sie darf sich nicht nur an die Erziehungsberechtigten wenden, sondern muss auch Kinder und Jugendliche bei der Wahrung ihrer Bedürfnisse unterstützen.