Kindertagespflege in Berlin – In der Krise bewährt, nun strukturell benachteiligt? 

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Die Kindertagespflege ist ein unverzichtbarer Teil der frühkindlichen Bildungslandschaft in Berlin. Sie ermöglicht die Betreuung in kleinen Gruppen, schafft für Kinder verlässliche Bindungspersonen in einem familiären Umfeld und gibt Familien die Wahlfreiheit zwischen verschiedenen Betreuungssettings. Gerade in den ersten Lebensjahren eines Kindes ist das ein unschätzbarer Vorteil.

Während der Corona-Pandemie hat sich die Kindertagespflege als verlässliche und tragende Säule der frühkindlichen Bildung und Betreuung erwiesen. Auch in Zeiten von Fachkräftemangel und Angebotslücken war sie für viele Familien ein zuverlässiger Rettungsanker. Doch nun sehen wir, dass dieses wichtige Angebot zunehmend gefährdet ist: Durch rückläufige Kinderzahlen können viele Tagesmütter und -väter ihren Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. Das bedroht nicht nur ihre persönlichen Existenzen, sondern auch die Vielfalt der Betreuungsangebote und die Wahlfreiheit der Eltern.

Fehlende Antworten aus dem Senat 

Aus diesem Grund habe ich den Senat gefragt, welche Maßnahmen er ergreifen wird, um die rechtliche und faktische Gleichstellung von Kindertagespflege und Kitas sicherzustellen und wie die Kindertagespflege angesichts sinkender Kinderzahlen langfristig gesichert werden kann.

Die Antworten des Senats waren leider enttäuschend: Zwar wird betont, dass Kindertagespflege wichtig sei und auch in Programme einbezogen werde, wie zum Beispiel in Imagekampagnen oder die geplante Aufnahme in den Kitanavigator. Aber auf meine zentrale Frage nach konkreten Schutzmaßnahmen, etwa einer Überbrückungsfinanzierung  bei unbesetzten Plätzen, gab es keine klare Antwort. Stattdessen verweist der Senat darauf, dass die Finanzierung weiterhin an die Zahl der betreuten Kinder gekoppelt bleibt – genau das ist jedoch das Problem.

Es braucht Maßnahmen zur existenziellen Absicherung

Für mich wird dadurch klar: Die strukturelle Benachteiligung bleibt bestehen. Die Tagespflegepersonen werden mit ihren existenziellen Sorgen allein gelassen. Dabei brauchen wir JETZT Maßnahmen, um die Kindertagespflege als verlässlichen Bestandteil der frühkindlichen Bildung zu erhalten und deren Existenz zu schützen, wie zum Beispiel einen Schutzschirm, der bei kurzfristigen sinkenden Kinderzahlen greift und eine Unterstützung zur Überbrückung von schwierigen Zeiten anbietet. Wir brauchen in Berlin ein stabiles, vielfältiges, krisenfestes und verlässliches Bildungs- und Betreuungssystem. Deshalb muss die Kindertagespflege rechtlich und strukturell gestärkt werden, damit sie dauerhaft als gleichwertiger Bestandteil unserer Bildungslandschaft bestehen bleibt.

Meine Anfrage zur Situation der Tagespflege und die Antworten aus dem Senat lesen Sie hier: