Die personelle Situation an den Berliner Jugendämtern ist seit Jahren problematisch. Jede siebte Stelle in der Jugendhilfe ist aktuell nicht besetzt, Ausschreibungsverfahren dauern oft lange und qualifiziertes Personal wird händeringend gesucht.
Das hat meine schriftliche Anfrage an den Senat ergeben (Volltext s. unten). Dennoch: Kinderschutz darf nicht liegen bleiben! Dass unsere Jugendämter nur handlungsfähig sind, weil engagierte Menschen in den Behörden täglich 120 Prozent geben, ist derzeit unser großes Glück. Wir dürfen dies jedoch nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern müssen jetzt die Weichen für die Zukunft der Berliner Jugendämter stellen. Hierbei sind der Tarifabschluss TV-L 2017 und die Wiederaufnahme der Regionalen Sozialen Dienste in das Lehrangebot der Berliner Universitäten bereits wichtige Schritte. Aber die Rahmenbedingungen müssen sich grundlegend verbessern, angefangen von der Ausbildung, über die Einstellung bis zur Bezahlung und der Arbeitsbelastung am Arbeitsplatz.
Lesen Sie hierzu auch meinen ausführlichen Blog-Beitrag bei der Huffington Post: Wenn 120 Prozent nicht genug sind – Zur unhaltbaren Situation in den Berliner Jugendämtern.
Presseschau
Die düstersten Annahmen haben sich als zutreffend erwiesen: Jede siebte Stelle in der Jugendhilfe ist aktuell nicht besetzt. […] Dies ergab die dem Tagesspiegel vorliegende Antwort der Jugendverwaltung auf eine Anfrage der grünen Familienpolitikerin Marianne Burkert-Eulitz. […] Burkert-Eulitz kündigt daher an, dass die rot-rot-grüne Koalition weitere Verbesserungen plant. Dazu gehört, dass die Rahmenbedingungen der praktischen Ausbildung erleichtert werden sollen. Bereits jetzt haben die Bezirke zudem die Möglichkeit, bei der Einstellung von Fachkräften – etwa durch Zulagen – „die Möglichkeiten des Tarifvertrages auszuschöpfen“. Auch das reiche aber nicht, weiß Marianne Burkert-Eulitz: „Die Einstellungszeiten im öffentlichen Dienst dauern insgesamt viel zu lange“, kritisiert die grüne Jugendpolitikerin. – Der Tagesspiegel
Nach den rigorosen Personaleinsparungen des Landes Berlin seit den 90er-Jahren hätten die Hochschulen die auf den öffentlichen Dienst zugeschnittenen Lehrpläne gar nicht mehr angeboten, erklärt Familienpolitikerin Burkert-Eulitz den personellen Notstand in den Jugendämtern. “Die Professoren haben ihren Studenten nicht mehr empfohlen, dort zu arbeiten”, sagt sie. Nach ersten Gesprächen des Senates mit den Hochschulen werde sich das hoffentlich ändern. Doch die schwierigen Arbeitsbedingungen machten eine Tätigkeit in den Sozialen Diensten nicht attraktiv. Die Mitarbeiter dort seien zeitweilig dermaßen überlastet, dass sie nur noch Notfälle im Kinderschutz bearbeiten könnten. Aus ihrer Praxis als Anwältin berichtet die Abgeordnete, dass “Jugendamtsmitarbeiter in Kindschaftssachen gar nicht mehr zu den Anhörungen bei Gericht erscheinen”. – Berliner Morgenpost
Schriftliche Anfrage im Volltext
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