Derzeit ist die Verlängerung der A 100 wieder in aller Munde. SPD und CDU haben nun sogar die Verlängerung der Autobahn bis zur Frankfurter Allee mitten durch den Friedrichshainer Kiez beschlossen. Kurz vor dem Aufflammen der Debatte habe ich in meinem Wahlkreis ein Kiezgespräch dazu durchgeführt: Harald Moritz, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Abgeordnetenhausfraktion, und Martin Schlegel, Verkehrsreferent des BUND Berlin, stellten den über 30 Anwohner*innen die Planungen des Senates und die daraus resultierenden Probleme vor.
Kein überteuerter Doppelstocktunnel durch Friedrichshain
SPD und CDU planen, die Autobahn vom Treptower Park bis zur Frankfurter Allee weiterzubauen. Bis zum Ostkreuz oberirdisch, den Rest der Strecke als Doppelstocktunnel unter unserem Kiez. Dieser sogenannte 17. Bauabschnitt soll nach jetzigen Planungen mehr als 530 Millionen Euro kosten. Zu rechnen ist aber mit Kosten von einer Milliarde Euro, denn die Technologie für den Bau des Tunnels ist noch gar nicht entwickelt.
Klar ist aber schon jetzt: Für den Tunnelbau müssen die Neue Bahnhofstraße und die Gürtelstraße komplett aufgerissen werden. Die Wohnqualität wird sich über Jahre erheblich verschlechtern. Die Machbarkeitsstudie geht noch von einer vierspurigen Autobahn aus. Mittlerweile sind es sechs Spuren, wenn die Autobahn aus dem Tunnel wieder auftaucht. Wie der zusätzliche Platz entstehen soll, sagt der Senat nicht. Wahrscheinlich muss deshalb die Wasser-, Strom- und Gasversorgung komplett verlegt werden. Ein enormer Aufwand und mit vielen Einschränkungen für die Anwohner_innen verbunden.
Auch wie die Autobahn die Spree queren soll, kann der Senat noch nicht sagen. Genauso wenig hat er eine Idee, wie der Anschluss der Autobahn an die Frankfurter Allee erfolgen soll. Dies ließ bei den Anwesenden große Zweifel an der Sinnhaftigkeit der teuren Senatspläne aufkommen.
Innenstadtring? Verkehrspolitische Geisterfahrt – ineffektiv und unökologisch!
Der neue Berliner Bausenator Geisel möchte den Autobahnring gleich ganz schließen. Die bisherigen Planungen sehen vor, die Autobahn bis zur Frankfurter Allee zu verlängern wie gesagt – für mehr als eine Milliarde Euro. Aber damit ist der Ring noch nicht geschlossen, es wird also noch deutlich teurer. Dabei zeigen die vorliegenden Zahlen: Ein Innenstadtring führt nicht zu einer Entlastung der Innenstadt. Im Westen der Stadt sind die Verkehrsströme vor dem Ring genauso stark wie dahinter. Die Autobahn ist schon jetzt stark überlastet. Der Senat investiert also Milliarden Euro in eine Autobahn, die nicht für eine Entlastung der Innenstadt sorgt.
Durch intelligente Ampeln, Stadtstraßen, einen besseren öffentlichen Nahverkehr und gute Radwege ließen sich die Straßen deutlich billiger entlasten. Das wäre gut für die Autofahrer_innen und die Umwelt. Doch dafür fehlt das Geld. Eine nachhaltige Politik muss den Fokus verschieben: Weg von einzelnen überteuerten Großprojekten, hin zu einer flächendeckenden Verbesserung der Verkehrssituation.
Der Innenstadtring ist nicht nur ökologischer Nonsens, er ist auch ökonomischer Unsinn. Ich werde mich deshalb weiterhin für Alternativen zur Autobahnverlängerung stark machen. Alternativen, die sowohl den Autofahrer_innen, als auch den Radfahrer_innen und Fußgänger_innen zugutekommen.